Nach einem Schlaganfall, bei Multipler Sklerose oder Rückenmarksverletzungen können Lähmungen oder veränderte Gleichgewichtsreaktionen auftreten. Diese Funktionsstörungen des zentralen Nervensystems können mit einer Bobath-Therapie behandelt werden.
Physiotherapie nach dem Bobath-Konzept ist ein umfassender
Therapieansatz für Menschen mit Einschränkungen der
Selbstständigkeit aufgrund neurologischer Erkrankungen, zum
Beispiel Multipler Sklerose, eines Schlaganfalls oder eines
Schädel-Hirn-Traumas (Verletzung des Schädels und/oder des
Gehirns).
Wenn das Nervensystem erkrankt ist, können unterschiedliche
Funktionen der Bewegungskontrolle beeinträchtigt sein:
Lähmungen von willkürlichen Bewegungen und Beeinträchtigungen
der Haltungskontrolle, Steifigkeit, Spastizität sowie
Schwierigkeiten, Reize aus der Umwelt richtig zu verarbeiten. Auch
das Körperschema (die Vorstellung vom eigenen Körper
hinsichtlich seiner räumlichen Ausdehnung und Lage im Raum)
kann sich verändern.
1. Individuelle Anamnese und Befundaufnahme
Der Therapeut beginnt mit einer gründlichen Untersuchung, um das Bewegungs- und Funktionsmuster des Patienten zu analysieren.
Es werden neurologische Defizite, wie z. B. Spastiken, Muskeltonusveränderungen oder Bewegungseinschränkungen, identifiziert.
Der Alltag des Patienten und spezifische Ziele (z. B. Gehen, Greifen, Sitzen) werden besprochen.
2. Ziele setzen
Realistische und individuelle Therapieziele werden gemeinsam festgelegt, z. B. das Erlernen einer bestimmten Bewegungssequenz oder die Verbesserung von Gleichgewicht und Stabilität.
3. Behandlungsaufbau
Therapieumgebung: Die Therapie findet in einer reizarmen Umgebung statt, um die Konzentration des Patienten zu fördern.
Positionierung und Lagerung: Häufig wird mit einer therapeutischen Positionierung gearbeitet, um Symmetrien zu fördern, den Muskeltonus zu regulieren und Bewegungsfähigkeit zu erleichtern.
Aktive Bewegungsförderung: Der Therapeut unterstützt gezielt Bewegungen, indem er sensorische und motorische Reize gibt (z. B. durch Berührung oder Widerstand). Diese werden so platziert, dass der Patient Bewegungsabläufe neu erlernt.
Übergänge und Funktionalität: Alltagsrelevante Bewegungen, wie das Aufstehen aus dem Sitzen, Greifen von Gegenständen oder Gehen, werden trainiert. Der Fokus liegt darauf, Bewegungsmuster in den Alltag zu integrieren.
4. Förderung der Wahrnehmung und Kontrolle
Der Patient wird aktiv einbezogen und lernt, eigene Bewegungen wahrzunehmen, zu kontrollieren und zu verbessern.
Der Therapeut fördert die sensorische Integration, indem er Bewegungen gezielt begleitet und leitet.
5. Integration in den Alltag
Die Übungen und Bewegungen werden so gestaltet, dass sie auf alltägliche Aktivitäten übertragbar sind.
Ziel ist es, die Selbstständigkeit des Patienten zu erhöhen.
6. Evaluation und Anpassung
Die Therapie wird regelmäßig überprüft, um Fortschritte zu bewerten und den Behandlungsplan bei Bedarf anzupassen.
Die Bobath-Therapie ist ein Behandlungskonzept bei Erkrankungen
des zentralen Nervensystems (ZNS). Der behandelnde Arzt, zum
Beispiel Hausarzt oder Neurologe, stellt die Diagnose und
verordnet dann das Heilmittel KG-ZNS (Krankengymnastik zur
Behandlung von zentralen Bewegungsstörungen) über eine
Heilmittelverordnung.
Physiotherapeuten erwerben Grundwissen der Bobath-Therapie in
ihrer Ausbildung. Zudem setzt ein optimales Behandlungsergebnis
eine spezielle Fortbildung voraus. Der Kurs schließt mit einem
Zertifikat ab.
Kontaktieren Sie uns gerne telefonisch oder per Email für allgemeine Fragen oder Terminanfragen.